Ein ideologiekritischer Streifzug und ein sozialgeschichtlicher Blick auf den Urlaub: Von „Kraft durch Freude“ bis zur urlaubslosen Ich-AG. Ein kleiner Essay über Freud und Leid der scheinbar arbeitsfreien Zeit. Ausgestrahlt bei „Focus Europa“ von Radio Dreyeckland am 31.07.2006.
Die 2010 veröffentlichte Schrift „Antisemit!“ Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument des 1949 in Tel Aviv geborenen Professors für Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv, Moshe Zuckermann, kritisierte bereits sehr früh ein Phänomen, das sich mittlerweile vollständig verselbständigt hat. Zuckermann kritisiert instrumentalisierendes Shoa-Gedenken in Israel und macht auf kulturelle und diskursive Praktiken aufmerksam, in denen Anti-Antisemitismus politisch missbraucht wird. Er kritisiert anhand zahlreicher Beispiele aus Deutschland die Vermengung der Frage des Antisemitismus und des Nahostkonflikts mit deutschen Befindlichkeiten. Ich sprach mit ihm im Dezember 2010 über seine Veröffentlichung, diskutierte seine Einschätzung des aktuellen Antisemitismus besonders im arabischen Raum und ließ mich über die aktuelle Praxis von israelischem Alltagsrassismus informieren. Dieser Beitrag fand im Spektrum der freien Radio-Szene weite Verbreitung, wurde allerdings auch von sogenannten „antideutschen“ Kräften – in den Redaktionen der freien Radio-Szene in Halle und Hamburg – angegriffen, fand sogar in konkret eine erwartbar polemische „Würdigung“.
Seit Ende 1992 hatte ich die Möglichkeit, regelmäßig Gespräche und Interviews mit dem Russlandexperten Kai Ehlers aus Hamburg zu führen. Kai Ehlers kam aus dem Kommunistischen Bund, schrieb regelmäßig für den Arbeiterkampf, später analyse & kritik. Er war ein undogmatischer Linker. Als mich die Nachricht ereilte, dass er am 22. Juni 2025 verstarb, erfüllte mich das mit großer Traurigkeit. In den Interviews, die ich für Radio Dreyeckland produzierte, informierte er kenntnisreich über die Auswirkungen des Kapitalismus in Russland, über die brutale Privatisierung einer gesamten Volkswirtschaft, über die links-rechts Ambivalenzen und rot-braunen Bündnisse der russischen Opposition, über die Impotenz und Heucheleien der liberalen Opposition, den Tschetschenienkrieg, der bereits unter dem Liebling des Westen, Boris Jelzin äußerst brutal geführt wurde. Er stand in Verbindung mit linken Oppositionellen wie Boris Kagalitzki. Kai Ehlers hoffte auf einen basisdemokratischen Entwicklungsweg von unten und einer Reaktivierung des Kollektiven jenseits von Kapitalismus und Staatssozialismus – und lotete dafür die Traditionslinien bäuerlicher Produktions- und Lebensweisen – der sogenannten Obschtschina – aus. Der kurze Ausschnitt eines Gesprächs aus den 90er Jahren, der hier präsentiert wird, macht deutlich, wo er stand und wofür er sich aussprach. Politisch gingen die Wege zwischen mir und Kai Ehlers etwas auseinander, weil er sich zusehends der Anthroposophie öffnete und jenseits des klassisch linken Raums Gesprächspartner suchte. Ein letztes informatives Gespräch fand zwischen mir und ihm noch am 29.7.2014 statt. Darin ging es um die Situation in den ostukrainischen Gebieten nach dem Maidan-Umsturz. Das Interview ist ein historisches Dokument. Es sorgte für Kritik und Verärgerung bei Redakteuren von Radio Dreyeckland, doch es ist ein erhellender Beitrag zur Vorgeschichte des Ukrainekriegs.
Die Weather Underground wollten als Untergrundorganisation das Mutterland des Imperialismus in den 1960er Jahren mit militanten Aktionen erschüttern. „Bring the war home“, war die Parole. Es ging um mehr als um Anti-Kriegs-Agitation. Die Gruppe war antiimperialistisch, antikapitalistisch, antirassistisch und antipatriarchal. Einer ihrer Mitbegründer, Bill Ayers, hat seine Erinnerungen in „Flüchtige Tage: Erinnerungen aus dem Weather Underground“ niedergeschrieben. Im Rahmen des Sendeformats „Focus-Europa“ bei RDL (Freiburg) erschien diese Rezension der Biographie am 28.Juli 2010.
William C. Ayers: Flüchtige Tage: Erinnerungen aus dem Weather Underground. Ventil Verlag: 2010
Eine kleine Auseinandersetzung mit dem belgischen Zeichner Hergé. Eine Anregung, das Werk ideologiekritisch zu lesen. Eine Besprechung und Präsentation des Buches „Tim & Struppi“ und das Geheimnis der Literatur“ von Tom McCarthy. Produziert für Radio Dreyeckland in Freiburg im Jahre 2010.